00:00:11: Hallo, wir sind wieder zurück mit unserem Public Interest Podcast. Ich bin Feli.
00:00:14: Hi und ich bin Joram.
00:00:16: Gemeinsam arbeiten wir beim Prototype Fund.
00:00:18: Hier beim Prototype Fund fördern wir Einzelpersonen und kleine Teams und unterstützen
00:00:21: sie dabei, ihre Open Source Software Ideen in Prototypen umzusetzen.
00:00:25: In dieser Staffel mit dem Thema Up and Coming sprechen wir mit diesen Menschen
00:00:28: darüber, wie sie zur Open Source Entwicklung gekommen sind. Wir haben ja schon
00:00:32: mit einigen Menschen gesprochen, deren erste Gehversuche in der Softwareentwicklung
00:00:35: gleich in der Welt der Open Source waren. Doch nicht jede und jeder beginnt so ihre Karriere.
00:00:40: Die Arbeit zwischen Closed-Source und Open-Source sieht sehr unterschiedlich aus.
00:00:44: Kundenprojekte bedeuten Kundenwünsche, auf die man eingehen muss.
00:00:46: Also man kann nicht immer alles frei entwickeln, wie man möchte.
00:00:49: Oder wie man das zum Beispiel bei einem persönlichen Open-Source-Projekt machen könnte.
00:00:52: Und uns hat interessiert, wie man so von der täglichen Erwerbsarbeit als Softwareentwickler
00:00:56: hin zu Open-Source kommt. Also was motiviert einen dabei? Gibt es Dinge,
00:01:00: die man dabei lernen kann, von denen die Erwerbsarbeit profitiert?
00:01:04: Dazu haben wir mit Frank Börnke gesprochen. Frank Börnke ist freiberuflicher
00:01:08: Berater und Softwareentwickler.
00:01:09: Seit 25 Jahren arbeitet er als Entwickler und hat schon immer viel Open Source
00:01:13: genutzt. Er konzentriert sich in seiner persönlichen Arbeit auf Sprachverarbeitung.
00:01:17: Meine erste Frage an ihn war, was war dein erster Kontakt mit Open Source Software und wie sah der aus?
00:01:22: Mein erster Kontakt mit Softwareentwicklung hat eigentlich so zur Schulzeit
00:01:26: angefangen, damals noch mit diesem Heimcomputer Commodore 64.
00:01:31: Ich habe damals eigentlich schon gelernt, dass man damit nicht nur spielen kann,
00:01:35: sondern auch mit Software entwickeln, auch ein bisschen Geld verdienen kann.
00:01:39: Für meine Verhältnisse damals nicht nur ein bisschen. Und das hat wahrscheinlich
00:01:43: auch mein Werdegang und Berufsbild so ein bisschen geprägt bis heute.
00:01:48: Aber es fehlte mir damals doch irgendwie der Zugang zu öffentlichen Netzen.
00:01:51: Ja, diese Infrastruktur war einfach noch nicht so da.
00:01:56: BTX-Sets gegeben, aber da hatte ich keinen Zugang so.
00:01:59: Aber wäre das da gewesen, hätte ich das sicherlich auch damals schon genutzt.
00:02:03: Also ich habe auch damals Menschen mit ähnlichen Interessen gefunden und mit
00:02:08: ihnen auch zusammen programmiert, aber damals alles noch ohne Versionskontrolle
00:02:13: und solchen Tools. Ich wusste eigentlich noch nicht mal, dass es das gibt.
00:02:17: Das ging dann erst später so los im Studium, da hatte ich halt Zugang zu Newsforen
00:02:23: und freien Softwarearchiven.
00:02:28: Das war auch noch bevor es das World Wide Web, so haben wir es damals immer
00:02:32: noch genannt, gab. Mit dem Web änderte sich dann natürlich alles.
00:02:38: Dass ich aber dann nicht nur freie Software benutzt habe, sondern auch selber
00:02:41: was dazu beigetragen habe.
00:02:44: Das ist erst später losgegangen im Rahmen meiner Selbstständigkeit.
00:02:47: Also so als Student hatte ich die Idee noch gar nicht, dass sich jemand dafür
00:02:51: interessieren könnte, was ich mache. Das kam erst später. Ja.
00:02:56: Wann war denn das erste Mal, dass du was selber beigetragen hast?
00:03:00: Gute Frage. Also wenn ich jetzt meine, müsste ich fast in mein GitHub-Account gucken.
00:03:06: Ja, vielleicht ist es so zehn Jahre oder sowas her. Es hat eigentlich lange
00:03:09: gedauert, muss ich sagen. Das ist auch so ein Moment des Loslassens oder dass
00:03:14: man mal sagt, ich habe jetzt ja auch was, was jemand interessant finden könnte.
00:03:19: Ich war sehr lange Konsument von dem, was andere getan haben.
00:03:23: Du bist ja freiberuflicher Softwareentwickler.
00:03:26: Wonach entscheidet sich denn so in der täglichen Praxis, ob deine Projekte als
00:03:30: Open Source veröffentlicht werden oder nicht?
00:03:31: Also wenn es Projektarbeit ist oder anders gesagt, das entscheidet eigentlich
00:03:37: der Product Owner in in der Regel, also auf gut Deutsch gesagt,
00:03:40: hätte das Projekt finanziert.
00:03:43: Wenn ich so Projektarbeit bei Kunden mache, ist das Interesse in der Regel gering,
00:03:48: dass da was rauskommt, was man am Ende frei verfügbar bei GitHub hochladen kann.
00:03:56: Da ja, das ist dann einfach so entschieden und das wird dann auch so gemacht.
00:04:00: Bei so Förderprogrammen wie von Prototype Fund ist es ja genau umgekehrt.
00:04:04: Da ist gesetzt oder Grundbedingung, dass das, was da rauskommt,
00:04:10: am Ende unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht wird.
00:04:15: Und wenn ich mir jetzt eigene private Projekte angucke, da ist für mich eigentlich
00:04:20: Maßstab, ja, was ich da hab, das muss eine gewisse Stabilität oder Robustheit
00:04:26: haben, ja, dass ich andere Leute da auch drauf loslasse.
00:04:28: Ich schreibe natürlich auch für mich selber Tools, die mir helfen und mir viel Zeit sparen.
00:04:33: Aber auch wenn die für mich gut funktionieren, da weiß ich halt,
00:04:36: wie ich sie bedienen muss.
00:04:38: Das heißt noch nicht, dass das ein Reifegrad hat, die Software,
00:04:41: dass ich das jetzt so einfach auf andere loslassen würde.
00:04:45: Da müsste man mehr Hand anlegen. Also wenn ich weiß, ich will das jetzt öffentlich
00:04:49: machen, dann stecke ich auch Arbeit in Dokumentation, in Kommentare,
00:04:53: weil das ein bisschen auch ein Aushängeschild ist für das, was man macht und wie man da arbeitet.
00:05:00: Ja, und wenn man dann rausgeht, dann muss man sich ja doch auch ein bisschen
00:05:03: Gedanken machen, mache ich noch eine Homepage für so eine Anwendung,
00:05:06: gestalte ich noch ein Logo, brauche ich so einen fancy Produktnamen oder Library-Namen?
00:05:13: Das bindet dann einfach auch mehr Zeit.
00:05:15: Du hast ja gerade erzählt, dass du schon viel Kontakt hattest mit Voss und dass
00:05:19: du es auch viel in deiner Arbeit, in deiner Freiberuflichkeit benutzt.
00:05:21: Die Frage, die ich jetzt habe, ist, warum?
00:05:23: Ja, es gibt eine kurze Antwort, die ist, es funktioniert einfach gut,
00:05:27: ja, aber die richtige Antwort muss natürlich ein bisschen länger sein.
00:05:32: Ja, es gibt so ein Argument, vordergründig immer wird ja gesagt,
00:05:35: dass Open Source in Anführungsstrichen nichts kostet, ja.
00:05:40: Das ist natürlich, das greift erstmal, aber natürlich passt das nicht so ganz.
00:05:46: Es gibt beim Einsatz von jeder Software, ob sie jetzt frei oder kommerziell ist,
00:05:50: irgendwie versteckte Kosten und Folgekosten, die erst im praktischen Einsatz
00:05:55: oder auch auf lange Sicht auffallen, also auch die Zeit, die man dann reinsteckt,
00:05:59: um sich da einzuarbeiten, um es am Laufen zu halten.
00:06:02: Der Umgang mit Bugs, mit Sicherheitslücken, Qualität der Dokumentation,
00:06:07: Einarbeitungszeiten, das muss man alles irgendwie mit bedenken.
00:06:12: Und was ich auch ganz wichtig finde, sei es der Support oder ob eine Community
00:06:16: aktiv darum existiert, die da mitmacht.
00:06:20: Und aus meiner Sicht jetzt, für das, was ich brauche, schneidet bei den meisten
00:06:25: dieser Punkte Open Source einfach gut ab, ja.
00:06:29: Mir ist schon wichtig, dass ein Projekt auch irgendwie lebt, wenn ich auswähle.
00:06:35: Also ich gucke nicht nur auf die Features, ich schaue mir an,
00:06:38: wenn es bei GitHub zum Beispiel auch so sichtbar ist, wann war der letzte Commit.
00:06:43: Gibt es Einträge im Issue Tracker, die auch bearbeitet werden oder ist das einfach
00:06:48: nur eine lange Liste, um die sich keiner kümmert? Wann wurden von so einem Package
00:06:52: das letzte Mal aktualisiert?
00:06:53: Gibt es vielleicht viele gute Bewertungen oder Sterne auf GitHub?
00:06:58: Wie grenzt man sich ab gegenüber anderen Frameworks? Und schon auch,
00:07:01: ist das jetzt so eine One-Man-Show oder ist da ein ganzes Team,
00:07:05: das dahinter ist? Das ist für mich dann auch nochmal so ein Auswahlkriterium.
00:07:09: Aber in der Regel finde ich dann auch im Open-Source-Angebot das,
00:07:13: was ich jeweils für eine Anforderung brauche.
00:07:18: Ja, so ein Kritikpunkt, den man jetzt bei kommerziellen Produkten noch hört
00:07:23: oder auch ansprechen muss, das ist so dieses Vendor-Login.
00:07:27: Komme ich da überhaupt wieder raus, wenn ich anfange, das zu nutzen?
00:07:32: Wie abhängig bin ich jetzt auch von neuen Releases? Also angenommen,
00:07:36: man hat jetzt aus irgendeinem Grund die Anforderungen bei einer Java-Version.
00:07:42: Hochzugehen, weil es da was Neueres gibt und die Bibliothek,
00:07:45: die man hat, ist halt offiziell nur supportet vielleicht immer noch bis Java
00:07:49: 8 oder so, dann ja, was macht man dann?
00:07:51: Dann muss man vielleicht warten auf ein neues Release oder das ein bisschen
00:07:54: pushen oder noch zusätzlich Geld in die Hand nehmen und wenn ich so bei Open Source unterwegs bin,
00:08:01: habe ich halt zur Not immer noch diese Option, selber Hand anzulegen,
00:08:05: was ja oft gar nicht so viel ist, ja, um solche Anpassungen vorzunehmen.
00:08:10: Ja, ich habe auch zu Beginn von meiner selbstständigen Tätigkeit,
00:08:15: das ist heute eigentlich nicht mehr so ein Thema, oft diese Frage gehört, make or buy.
00:08:19: Also wenn man so eine neue Anforderung hatte, bauen wir es selber oder kaufen
00:08:24: wir eine fertige Lösung.
00:08:25: Also heute ist das Angebot an so ein qualitativ hochwertiger freier Software
00:08:32: eigentlich so hoch, dass man eigentlich noch diese dritte Option hat, make or take or buy.
00:08:37: Also nehme ich einfach was aus dem Regal, was frei verfügbar ist und das Angebot
00:08:44: ist ja riesig und ja, da hat sich wirklich was verändert gegenüber von vor 20 Jahren.
00:08:50: Also auch die Bereitschaft, die ich wahrnehme, jetzt irgendwie meinem Auftraggeber
00:08:54: so eine Open-Source-Bibliothek zu nehmen, da muss man gar nicht mehr viel diskutieren.
00:08:59: Also das Vertrauen scheint irgendwie da zu sein, dass da auch was Brauchbares kommt.
00:09:04: Also du hast gesagt take or buy, das sind so zwei Möglichkeiten.
00:09:08: Was ist denn der Vorteil vom make, also dem selber machen? Wo siehst du den
00:09:16: Gewinn dabei, selber aktiv Software mitzuentwickeln?
00:09:19: Ja, reden wir erstmal über mit entwickeln, weil das ist für mich schon noch
00:09:23: ein Unterschied von neu entwickeln.
00:09:27: Man könnte sich versprechen, dass es vielleicht besseren Support gibt,
00:09:31: wenn man Teil des Entwicklerteams wird. Also wenn man auch weiß,
00:09:35: hier ist eine Bibliothek, die wird mich langfristig beschäftigen.
00:09:39: Da muss ich mich eh einarbeiten, dann kann ich vielleicht auch was zurückgeben.
00:09:43: Das könnte auch ein Motiv sein.
00:09:45: Manch einer will vielleicht auch eine Referenz haben, dass er sagen kann,
00:09:50: ich bin hier offizieller Committer vom Linux-Körnel-Modul, so und so.
00:09:55: Vielleicht möchte man auch eine Referenz haben für sein Portfolio,
00:09:58: dass man das so kann, dass man das macht, dass man da dabei ist oder das Thema
00:10:03: ist einem einfach inhaltlich wichtig.
00:10:05: Ja, es gibt ja auch Open Source Projekte, die sich jetzt weniger über Technologie definieren,
00:10:10: sondern dass sie sagen, sie möchten hier, meine ich jetzt nicht abwertend,
00:10:15: irgendein Nischenthema sehr gut bedienen, weil uns das am Herzen liegt.
00:10:21: Und da kann man jetzt auch sagen, als Entwickler, das finde ich wichtig,
00:10:24: das finde ich gesellschaftlich wichtig, da helfe ich jetzt, ja.
00:10:27: Da zu tun gibt es ja immer genug.
00:10:30: Und wenn man jetzt einsteigen will bei der Mitarbeit, man muss ja nicht gleich
00:10:35: ein ganzes Teilmodul komplett neu entwickeln und denen sagen,
00:10:39: hier, fertig, wollt ihr das mit dazu nehmen?
00:10:41: Sondern der Einstieg kann ja ganz, ganz klein sein. Es gibt immer viel zu tun
00:10:45: bei so einem Projekt. Man kann Arbeit abnehmen, dass man auch irgendwo in einem
00:10:49: Forum Nutzeranfragen beantwortet.
00:10:51: Da wird man ja auch selber sichtbarer bei. Man kann Werbung für ein Projekt
00:10:56: machen. Ja, davon profitiert ein Open Source Projekt ja auch,
00:10:59: dass man seine Kanäle nutzt.
00:11:02: Jetzt kommen wir von der Mitarbeit vielleicht zur Neuentwicklung.
00:11:06: Wenn man irgendwo mitarbeitet, sind natürlich die Regeln schon da.
00:11:08: Die Strukturen sind da, die Code Conventions.
00:11:11: Und da muss man sich dann auch irgendwie anpassen können und nicht als Besserwisser
00:11:16: auftreten, der jetzt gleich alles anders machen will.
00:11:20: Aber wenn man selber bei Null mit einem eigenen Projekt anfängt,
00:11:23: dann kann man alle Entscheidungen selber treffen, muss sie aber auch treffen.
00:11:28: Das ist auch nicht für jeden einfach.
00:11:32: Die nächste Frage wäre, was sich dazu gebracht hat, dich mehr auf Open Source zu konzentrieren.
00:11:37: Also gab es irgendwie einen Moment oder eine Begebenheit, die das maßgeblich
00:11:40: beeinflusst hat oder ging es darum, einfach mal von Anfang bis Ende dabei zu sein?
00:11:44: Also ich hatte eigentlich nie das Gefühl, ich will jetzt Open Source machen,
00:11:48: nur um Open Source zu machen, um irgendwie dabei zu sein.
00:11:54: Also es musste für mich auch in irgendeiner Form Nutzen haben,
00:11:57: also ein Projekt für mich selber sein.
00:12:00: Von der Freiberuflichkeit her gibt es auch noch zwei Gründe eigentlich.
00:12:07: Das eine ist schon so das Thema Referenzen.
00:12:09: Also ich muss in meinem Berufsbild ja auch irgendwie immer wieder neue Kunden
00:12:14: akquirieren oder bei Kontakten überzeugen.
00:12:17: Und da ist schon auch die Frage nach Referenzen natürlich immer wieder mal da.
00:12:21: Und das Problem ist so ein bisschen, dass bei Projekten, die ich habe,
00:12:25: man oft so ein NDA unterzeichnen muss, wo es dann heißt, Man spricht nicht drüber,
00:12:29: was man da macht und dass man überhaupt für dieses Unternehmen was macht,
00:12:32: weil die vielleicht nicht so sichtbar machen wollen, dass sie mit mit Freiberuflern
00:12:37: und mit externen arbeiten.
00:12:39: Ja, und wie weise ich dann nach, dass ich Erfahrung habe oder dass ich Kompetenz habe?
00:12:45: Da sehe ich auch jetzt mein Engagement bei Open Source als eine Möglichkeit,
00:12:49: das irgendwie darzustellen.
00:12:52: Wenn mich jemand fragt, kannst du Typescript, dann kann ich sagen Ja. Wo hast du das genutzt?
00:12:59: Wenn ich aber sagen kann, ich habe da ein paar Projekte auch entweder mitgearbeitet
00:13:04: oder selber aufgesetzt, open source, dann kann ein potenzieller Kunde sich auch
00:13:09: das Projekt mal anschauen.
00:13:10: Er kann sehen, wie ich arbeite, ob ich teste, mit welchem Framework ich arbeite,
00:13:15: in welcher Qualität ich dokumentiere und was darstelle, was für eine Sprache ich verwende.
00:13:22: Das ist schon, glaube ich, aussagekräftig und hilft da ein bisschen.
00:13:26: Genauso das Thema Fortbildung.
00:13:29: Als Freiberufler muss ich ja auch irgendwie schauen, dass ich da mich selber
00:13:33: irgendwo einarbeite und mir neue Themen so am Markt sind.
00:13:38: Und da kann ich jetzt entweder dem Weg gehen, was manche Kollegen von mir auch
00:13:42: so tun, dass sie irgendwelche Kurse buchen, die oft doch nicht ganz billig sind,
00:13:46: dann so Zertifikate machen, die man sich ausdrucken kann.
00:13:49: Das ist mein Ding eher so nicht. Also ich bin da eher der Autodidakt,
00:13:53: der sich da auch irgendwo einarbeitet.
00:13:56: Es gibt ja auch online extrem viel Material, wo man auswählen kann.
00:14:01: Das ist ja eher das Problem, das Richtige zu finden, weil es so viel gibt.
00:14:05: Und da muss man sich halt nur noch so von der Disziplin her da durchbeißen und
00:14:09: das bis zum Ende bringen.
00:14:11: Und da nehme ich mir selber oft auch zum Ziel, dass das, was ich da mache,
00:14:15: auch wieder in so ein Gitterprojekt irgendwie münden soll.
00:14:18: Das muss ja auch nichts Großes sein, aber es kommt oft so eine Art Starterprojekt
00:14:22: raus, das ein anderer Neueinsteiger dann vielleicht hernehmen kann,
00:14:26: um schneller reinzukommen in irgendein Thema, wo ich dann auch dokumentiert
00:14:30: habe und ja, für mich selber was erreicht habe.
00:14:34: Mit einem definierten ziel aber auch wieder so eine so eine referenz mehr haben
00:14:39: wir jetzt sehr allgemein darüber gesprochen was es bedeutet open source zu entwickeln
00:14:43: und was so die vorteile sind auch wenn man eigentlich das quasi beruflich als
00:14:48: als freiberufler macht wie bei dir Wir würden jetzt gerne ein bisschen das konkret
00:14:52: machen und über dein Projekt sprechen,
00:14:53: was in der zwölften Runde beim Prototype Fund gefördert wurde. Das heißt VoiceQL.
00:14:59: Zuallererst, was ist denn das eigentlich?
00:15:00: Das VoiceQL orientiert sich von der Namensgebung so ein bisschen an MSQL,
00:15:04: an dieser Datenbankabfragesprache.
00:15:08: Ich habe mit VoiceQL so beabsichtigt, eine Lösung zu bauen, die ein Sprachmodellenkomplexes
00:15:15: entwickelt, dass es einem Benutzer erlaubt, mit natürlicher Sprache mit einer Tabelle zu sprechen.
00:15:22: Der Anwender jetzt von dem VoiceQL, der erlebt das eher als so einen Generator oder Framework,
00:15:28: der kann eine Tabelle nehmen und eine Datenbank als Eingabe,
00:15:31: lässt dann diese VoiceQL Engine laufen und da werden unten lauter lauffähige
00:15:37: Prototypen für so Sprachanwendungen rausgeworfen.
00:15:40: Das könnte jetzt ein Chatbot sein, der im Browser funktioniert,
00:15:45: wo ich mit natürlicher Sprache da Eingaben machen kann, aber auch so Applikationen
00:15:49: für Sprachassistenten.
00:15:51: Also könnte auch eine Alexa Anwendung zum Beispiel sein.
00:15:55: Und der Endnutzer, der da mit den Produkten arbeitet, der kann,
00:15:59: auch wenn er SQL nicht beherrscht, quasi sich die Inhalte einer Tabelle erschließen, auch barrierefrei.
00:16:06: Das ist halt auch die Idee dahinter. oder wenn er einfach kein SQL kennt und
00:16:10: kann so Fragen stellen, zum Beispiel, was ist der größte Wert in der Spalte
00:16:14: Einwohnerzahl bei einer Tabelle?
00:16:17: Und dann wird im Hintergrund aus dieser sprachlichen Äußerung erkannt,
00:16:21: was hier der Nutzer eigentlich will. Es wird ein SQL-Statement draus gebaut,
00:16:25: dynamisch ausgeführt und das Ergebnis dann per Sprache auch wieder vorgelesen.
00:16:31: Ja, und ich halte so Sprachanwendungen grundsätzlich hinsichtlich Barrierefreiheit
00:16:36: auch für interessant vom Benutzerinterface und wusste hier eigentlich,
00:16:42: das ist eine Idee, die hatte ich schon länger, aber da war mir klar,
00:16:47: das dauert auch ein bisschen länger in der Umsetzung.
00:16:49: Das kriege ich nicht so als Feierabendprojekt hin oder am Wochenende.
00:16:56: Und deshalb ist es eigentlich lange in der Schublade geblieben,
00:16:58: das Thema, neben vielen anderen, die da auch noch auf Umsetzung warten.
00:17:03: Aber da kam halt die Förderung oder diese Fördermöglichkeit wie gerufen,
00:17:08: als ich da von Prototype Fund hörte und habe mich dann da eben beworben auch.
00:17:14: Und da hatte ich halt diese Möglichkeit, mal sechs Monate am Stück mich so einem
00:17:18: Thema zu widmen, ganz intensiv.
00:17:20: Und ja, da habe ich mich sehr gefreut, dass es diese Möglichkeit gibt.
00:17:25: Was hast du aus dem Projekt mitgenommen für deine tägliche Erwerbsarbeit?
00:17:28: Also was war da konkrete Nutzen?
00:17:30: Also man kann schon mal sagen, ohne diese Förderung wird es das Projekt gar nicht geben.
00:17:37: Und durch die Förderung hatte ich dann eben diese Möglichkeit,
00:17:40: mich auch zusätzlich in neue Themen einzuarbeiten.
00:17:44: Das war mir vorher schon klar, dass ich da ein paar Sachen auch ausprobieren
00:17:47: musste, was besser funktioniert.
00:17:50: Und dieses Wissen, was man sich da erarbeitet, das ist natürlich eine Sache,
00:17:53: die bleibt, die man auch in zukünftige Sachen wieder einbringen kann.
00:17:58: Ich habe mir auch selber irgendwelche Tools geschrieben, um diese großen Sprachmodelle
00:18:04: überhaupt verwalten zu können.
00:18:06: Die habe ich auch von Anfang an versucht zu separieren von dem VoiceQL.
00:18:11: Also die sind auch völlig unabhängig davon nutzbar.
00:18:13: Hab die dann auch im Rahmen des Projekts der Förderung auch da mit dem Logo
00:18:20: und so unter Open Source Lizenz freigestellt.
00:18:23: Aber die sind auch für ganz andere Sprachanwendungen dann nützlich.
00:18:26: Das ist auch was, was jetzt nicht nur für mich bleibt, sondern auch für andere,
00:18:30: die so Sprachapplikationen entwickeln.
00:18:33: Das ist auch, denke ich, ein bleibender Nutzen. Und was für mich auch noch wichtig
00:18:37: ist, sind die Menschen, die ich im Rahmen der Umsetzung kennengelernt hab.
00:18:42: Man spricht natürlich in den sechs Monaten mit anderen darüber,
00:18:45: was man vorhat, man baut neue Kontakte auf.
00:18:48: Was ich vorhin auch sagte, dass man mal einen Telefonkontakt sucht und dann
00:18:53: auch in Kontakt bleibt. Die Wege sind viel kürzer, wenn man da mal wieder aufeinanderzugeht.
00:18:58: Auch zu anderen Projekten jetzt, die da im Rahmen der Förderrunde mit dabei waren.
00:19:03: Wenn man auch nur grob weiß, was die machen, wo man sieht, da mal Überschneidungen
00:19:07: in Zukunft, da ist irgendwie klar, an wen man sich meldet und mal nachhakt.
00:19:12: Auch dieses Netzwerk ist, was mir viel wert ist und was bleibt.
00:19:17: Arbeitest du anders, je nachdem, ob das Projekt ein Open Source Projekt ist oder Closed Source ist,
00:19:23: also ob du auch, du hast darüber gesprochen, dass du manchmal nicht mehr darüber
00:19:25: reden darfst, an welchen Projekten du gearbeitet hast und hat dann die Arbeit
00:19:29: an den Open Source Projekten Einfluss auf deine Closed Source Projekte genommen?
00:19:37: Bei Auftragsprojekten, habe ich ja gesagt, dass die in der Regel dann auch Closed
00:19:40: Source entwickelt werden, ja, da habe ich naturgemäß weniger Einfluss auf Einzelentscheidungen.
00:19:46: Es gibt oft so firmeninterne Code Conventions.
00:19:50: Es ist zum Teil eine Bibliothek einfach gesetzt, dass man die benutzt,
00:19:53: weil die irgendwie firmenintern halt verwendet wird und da gerät man einen Rechtfertigungsdruck,
00:19:59: wenn man irgendwie was anderes nehmen würde.
00:20:03: Da kann ich nur beraten, empfehlen und Optionen aufzeigen oder Alternativen anbieten.
00:20:09: Aber letztlich wird natürlich das gemacht, was der Auftraggeber da entscheidet.
00:20:15: Meine Frage ist, was sind die größten Hindernisse bei der Entwicklung von Open
00:20:18: Source und wie gehst du damit um?
00:20:20: Also jetzt so, wenn ich selber Open Source mache, ein wesentliches Hindernis
00:20:24: ist eigentlich überhaupt nicht technisch, das ist das Thema Finanzierung.
00:20:27: Ja, ich glaube, ganz viele Leute
00:20:29: haben tolle Ideen im Kopf, aber es bindet natürlich Zeit, die umzusetzen.
00:20:35: Man kann jetzt, glaube ich, gesellschaftlich nicht erwarten,
00:20:38: dass es viel Open Source gibt, wo Made in Germany draufsteht,
00:20:42: wenn man nicht auch darin investiert und unsere Projekte fördert.
00:20:46: Das ist, glaube ich, ganz wesentlich.
00:20:49: Weil das ist auch, glaube ich, überhaupt nichts Verwerfliches,
00:20:52: da nach Entlohnung zu fragen.
00:20:54: Weil jeder Entwickler, der da Zeit investiert, muss ja auch seinen Lebensunterhalt
00:20:58: finanzieren und möglicherweise auch den von der Familie mit unterstützen und
00:21:03: die Gefahr der Selbstausbeutung ist bei manchen,
00:21:06: glaube ich, ziemlich groß, die dann so Liebhaberprojekte letztlich machen.
00:21:13: Und darum finde ich solche Förderangebote, wie die vom Prototype Fund,
00:21:16: grundsätzlich auch wichtig und nützlich.
00:21:19: Aber man muss auch sehen, dass so was nur der Anfang eigentlich sein kann.
00:21:23: Also sechs Monate Förderung sind am Ende nicht viel Zeit. Also ich war selber
00:21:28: überrascht, wie schnell die rumgehen.
00:21:30: Man denkt am Anfang, boah, jetzt baue ich da ein Riesending.
00:21:36: Aber es sind halt doch viele Themen, um die man sich kümmern muss.
00:21:38: Und da muss man auch schon an den Abschluss denken, dass es irgendwie eine runde
00:21:44: Sache wird, auch mit Dokumentation und so.
00:21:48: Und ich glaube, bei jedem Projekt könnte man noch sechs Monate dranhängen und
00:21:51: man hätte keine Langeweile inhaltlich.
00:21:54: Und ja, was ist danach? Also da glaube ich schon, dass viele Projekte drohen,
00:21:58: wieder einzuschlafen, einfach weil die Entwickler keine langfristige Perspektive
00:22:03: haben, wie sie damit weiter ja, auch ihr Lebensunterhalt bestreiten können.
00:22:10: Sie würden gerne weitermachen.
00:22:12: Das ist schon, denke ich, ein wesentliches Hindernis. So ein anderes persönliches Hindernis,
00:22:17: was mich jetzt nicht so trifft, aber ich kenne da Kollegen,
00:22:21: an die ich denke, die immer so nach der perfekten Lösung streben und die eigentlich
00:22:28: Hemmungen haben, mit ihrer Arbeit dann auch an die Öffentlichkeit zu gehen oder
00:22:31: irgendwas live zu stellen, weil sie irgendwie Sorge haben.
00:22:34: Jemand könnte kritisieren, dass man dies noch besser machen könnte oder da fehlt
00:22:39: noch eine Abfrage. Also die, die das sehr persönlich nehmen.
00:22:43: Und ich glaube, da kann man bei Open Source auch lernen, diese Angst,
00:22:48: die manche vielleicht haben, zu überwinden.
00:22:50: Lernt, dass eine 80-Prozent-Lösung eine sehr hilfreiche Lösung für andere sein kann.
00:22:56: Das ist aber eine ganz andere Form von Hindernis, die manche Leute,
00:22:59: glaube ich, mit sich rumschlitten.
00:23:01: Damit möchte ich auch Mut machen, das einfach mal zu wagen, was zu zeigen.
00:23:06: Wenn es für einen selber funktioniert, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer
00:23:10: Null, dass es auch für jemand anders nützlich sein kann.
00:23:13: Du hast angedeutet, dass Finanzierung ein großes Problem ist.
00:23:17: Was müsste sich denn ändern, damit man von der Open-Source-Software-Entwicklung leben könnte?
00:23:23: Grundsätzlich wäre es ein Traum, sage ich mal, ja, aber.
00:23:27: Mir fehlt dazu momentan das langfristig tragfähige Geschäftsmodell,
00:23:31: was ich da sehe. Also die sechs Monate Förderung, deshalb setzt man nicht zu
00:23:35: 100 Prozent auf Open Source-Entwicklung.
00:23:39: Förderprogramme sind aber, das sehe ich ein, naturgemäß zeitlich befristet.
00:23:44: Und jetzt sind auch die Genehmigungsverfahren oft sehr langwierig.
00:23:47: Also ich weiß nicht, ob es helfen kann, wenn es so Post-Förderprogramme noch gäbe,
00:23:52: die zum Projektende vielleicht noch so ein paar Leuchtturmprojekte rausziehen,
00:23:57: wo man sagt, da scheint es uns lohnenswert,
00:24:01: die von einem Prototypen wirklich zum fertigen Produkt zu bringen und zu fördern
00:24:06: und dann auch entsprechend die Entwickler zu coachen,
00:24:09: die vielleicht auch betriebswirtschaftliches Wissen dann einbringen,
00:24:13: damit man so was zu einer fertigen Lösung bauen kann. Also da fehlt vielleicht noch ein Angebot.
00:24:19: Also ich kann mir vorstellen, dass es viele sehr gute Entwickler gibt,
00:24:23: die ganz tolle Sachen bauen, aber die Menschen sind dann nicht notwendig gut
00:24:27: in diesen ganzen Themen Vertrieb,
00:24:29: Akquise, Vermarktung, diese juristischen Fragestellungen, Gründung,
00:24:34: Geschäftsformen, wie bringe ich was in den Live-Betrieb, Systembetrieb,
00:24:38: Wartung, ja Finanzierung überhaupt.
00:24:40: Also da ist vielleicht noch eine Beratungslücke, wo man auch sagen kann,
00:24:43: Da kann man manche Projekte noch...
00:24:48: Weiterbetreuen. Und Unternehmen sind vielleicht auch in der Pflicht,
00:24:51: dass sie sehen, dass sie von Open Source sehr profitieren und dass es sich lohnen
00:24:55: kann, eben auch zu investieren in Neu- und Weiterentwicklung.
00:24:59: Dass man also nicht von Grund auf jetzt eine Library neu entwickelt,
00:25:05: sondern eine hernimmt, die es schon gibt, aber dann auch sagt,
00:25:08: ich unterstütze hier, stelle jemanden frei oder er darf im Rahmen seiner Arbeitszeit
00:25:14: an dieser Bibliothek unterstützen, in dem Rahmen, wie es auch uns als Unternehmen
00:25:18: nutzt. Das ist ja ganz legitim, das zu machen.
00:25:22: Aber diese lange Perspektive, das muss halt gegeben sein, damit Leute das,
00:25:27: glaube ich, auch langfristiger oder mit größerem Schwerpunkt nutzen.
00:25:31: Wie sehen denn deine Erfahrungen mit der FOS-Community aus und welche Rolle
00:25:35: spielt Feedback aus der Community für dich?
00:25:37: Ja, das ist erst mal ein ganz wichtiges Thema. Community, würde ich sagen.
00:25:42: Also, man kann es aus zwei Perspektiven beantworten.
00:25:46: Einerseits als Anwender von Open Source, aber auch dann wieder umgekehrt,
00:25:50: wenn ich selber Open Source mache.
00:25:54: Wenn ich Anwender bin, dann ist es für mich schon wesentlich,
00:25:59: weil das Angebot ist ja vielfältig, oft ein Problem zu lösen.
00:26:02: Da sind ja mehrere Projekte oft, die um die Wette sich anbieten,
00:26:06: ob es jetzt ein Webframework ist oder eine Datumslibrary oder irgend so was.
00:26:10: Da schaue ich mir schon immer die Community an, wie lebendig die ist.
00:26:15: Das ist für mich ein wesentlicher Indikator dafür, wenn ich sehe,
00:26:19: da wird viel diskutiert und auch mit einem Ton, der mir hilft,
00:26:24: dass ich so eine Library ausnutze.
00:26:26: Also da ist mir eine Community wichtig.
00:26:30: Umgekehrt, wenn ich selber entwickle.
00:26:35: Dann denke ich erst mal eigentlich wenig an Community. Es ist ein Problem,
00:26:39: das ich für mich selber lösen möchte.
00:26:41: Und die Lösung will ich dann eben anderen teilen, wenn sich jemand dafür interessiert.
00:26:46: Ich nutze dann auch schon meine Netzwerke, um auf so ein Projekt aufmerksam zu machen.
00:26:50: Ich bekomme schon immer wieder so unerwartet E-Mails von Menschen,
00:26:54: die ich auch nicht kenne, auch aus dem Ausland, die manchmal einfach so Danke
00:26:58: sagen für eine Lösung oder kurz was erzählen, wo ihnen das geholfen hat.
00:27:03: Und da kann ich nur sagen, das tut irgendwie gut, ja? Dass man so ein Feedback
00:27:06: bekommt von jemandem, wo man gar nicht gefragt hat, wo man nicht wusste, dass der es benutzt.
00:27:13: Ich hab auch so mit Sprachanwendungen barrierefreie Sachen geschrieben.
00:27:17: Da hab ich mal von Sehbehinderten und blinden Menschen Post gekriegt,
00:27:23: plötzlich mal so eine ganze Flut bei so einem Programm, wo die gesagt haben,
00:27:28: endlich macht das mal jemand.
00:27:29: Das hilft uns wirklich im Alltag weiter. die hatte ich als Zielgruppe gar nicht
00:27:34: gesehen, ja, aber es war mir irgendwie klar, hat mir da auch die Augen geöffnet,
00:27:38: was da eigentlich für Potenzial drinne steckt.
00:27:40: Also da bin ich auch in so eine Kommunikationsschleife dann gegangen,
00:27:43: hab gesagt, was würdet ihr euch noch wünschen, was man besser machen kann.
00:27:46: Also das ist sehr motivierend sowas. Es kommen auch manchmal technische Anfragen,
00:27:51: die dann so ins Detail gehen. Das bindet dann auch Zeit, aber die nehme ich
00:27:55: mir schon, weil es einfach noch nicht so oft ist.
00:27:58: Und manchmal kommen auch Briefe so von Studenten oder sowas,
00:28:01: die den Einstieg in ein neues Thema suchen, wo sie Hilfe und Orientierung sich
00:28:05: wünschen, so gerade jetzt bei diesen Sprachverarbeitungsthemen.
00:28:09: Solche Anfragen lasse ich nie unbeantwortet. Das bindet auch Zeit,
00:28:13: aber das finde ich irgendwie wichtig.
00:28:16: Und manchmal ergibt sich da auch der Kontakt, der dann vielleicht langfristiger
00:28:20: ist oder man geht mal wieder auf einander zu, wenn es eine Überschneidung gibt.
00:28:25: Aber so ein Feedback finde ich von der Motivation her sehr wichtig.
00:28:29: Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das Community nennen soll,
00:28:32: wenn das so Einzelfeedbacks sind.
00:28:36: Und wir kommen zur vorletzten Frage und das wäre, wie sieht deine Zukunft aus?
00:28:39: Also wie wirst du FOSS arbeiten, deine Erwerbsarbeit als Freiberufler weiter
00:28:43: miteinander verbinden?
00:28:45: Also ich muss es so beantworten, wenn ich es mir leisten könnte,
00:28:48: würde ich gern mehr Open Source machen.
00:28:51: Ja, aber da haben wir gerade schon viel drüber gesprochen. Also der Traum wäre
00:28:55: natürlich, dass es so ein langfristig finanziertes Projekt da gäbe.
00:28:59: Und dann würde ich das auch gerne zum Mittelpunkt meiner Arbeit machen.
00:29:03: Und ich wäre auch, muss ich sagen, bereit, Einbußen gegenüber meiner sonstigen
00:29:07: freiberuflichen Tätigkeit in Kauf zu nehmen.
00:29:10: Einfach weil der Identifikationsgrad ja so mit so einem Projekt,
00:29:15: der kann einfach sehr viel höher sein, wenn man da sein eigenes Ding macht oder
00:29:19: was, wo auch oder mitarbeitet, wo das persönliche Herzblut auch einfach dran hängt.
00:29:25: Das ist auch hinsichtlich Work-Life-Balance und sowas, finde ich,
00:29:30: einen wesentlichen Punkt.
00:29:32: Aber die realistische Erwartung, die ich habe, ist, dass ich da in Zukunft auch
00:29:35: eine Mischlösung fahren werde.
00:29:38: In dieser Staffel beschäftigen wir uns sehr viel damit, wie Menschen zu Open-Source-Entwicklungen kommen.
00:29:42: Und da würde mich zum Abschluss noch interessieren, ob du Empfehlungen hast
00:29:45: für neue EinsteigerInnen, wie sie loslegen können.
00:29:50: Ja, wenn man jetzt einfach mal sagt, fangt einfach an oder legt los.
00:29:54: Das ist natürlich leicht gesagt, aber wird, glaube ich, keinen in Bewegung bringen.
00:29:59: Also ich glaube, wichtig ist, dass man mit realistischen Erwartungen da rein gehen sollte.
00:30:06: Man sollte nicht erwarten, dass man jetzt was baut oder auch bauen muss,
00:30:09: womit man berühmt wird oder sowas.
00:30:11: Ja, oder dass man hier jetzt The Next Big Thing bauen muss, um irgendwie die
00:30:17: nötige Anerkennung zu finden, die man sich vielleicht erwartet.
00:30:20: Also das wird ziemlich sicher nicht passieren.
00:30:23: Das sollte man von der Erwartung her realistisch sehen.
00:30:28: Ich glaube, man muss es vor allem auch für sich selber machen,
00:30:30: damit man damit zufrieden ist.
00:30:32: Man braucht inhaltlichen, hohen Identifikationsgrad mit dem Projekt.
00:30:36: Und auch gerade, wenn das Ganze nicht finanziert ist, da muss es einem auch
00:30:41: ein persönliches Thema sein, damit man das nötige Durchhaltevermögen mitbringt.
00:30:47: Weil dann ist die Wahrscheinlichkeit auch groß, dass man die Idee mit einem
00:30:51: guten Meilenstein fertigstellt.
00:30:54: Fertig sage ich jetzt unter Vorbehalt. Ein Open-Source-Projekt muss nicht fertig sein.
00:31:00: Es ist eigentlich nie fertig. Man kann immer noch was dran bauen und verbessern.
00:31:05: Und wenn man das annimmt, dann ist man, glaube ich, auch leichter bereit,
00:31:09: mal die ersten Schritte zu wagen und damit auch an die Öffentlichkeit zu gehen.
00:31:13: Weil das ist das Schöne. Man kann immer wieder mit einem neuen Projekt von vorne
00:31:16: beginnen und nach dem Open Source-Projekt ist vor dem nächsten, hoffentlich.
00:31:25: Vielen Dank an Frank Warnke für das spannende Gespräch.
00:31:27: Ja, danke auch von mir, Frank. Das war super interessant. Und Joram,
00:31:31: ich wollte dich dann direkt fragen, was hast du da mitnehmen dürfen?
00:31:34: Ich glaube, was ich vor allem gelernt habe, ist, dass es nicht diesen Gegensatz
00:31:38: gibt, den ich immer im Kopf hatte zwischen Closed Source und Open Source Entwicklung.
00:31:43: Ich habe gedacht, die beiden unterscheiden sich stärker und dem ist halt in
00:31:46: der praktischen Arbeit gar nicht so.
00:31:49: Und was ich halt auch noch dazu gelernt habe, ist, dass es ein Benefit ist,
00:31:55: also ein Vorteil ist, wenn man sich mit Open-Source-Software-Entwicklung beschäftigt,
00:31:58: dann eben für die Erwerbsarbeit, dass man, ich sag jetzt immer so Erwerbsarbeit als Stand-In,
00:32:03: als Ersatz dafür, eben für Closed-Source- oder eben Kundenprojekte,
00:32:08: Denn man bildet sich weiter, man lernt mehr dazu und man geht in Austausch mit
00:32:14: Communities und das hilft einem dann eben auch in letzter Instanz dabei eine
00:32:18: bessere Entwicklerin zu werden.
00:32:20: Ich hab mich vorher noch gefragt, ob Menschen wirklich mehr Open Source hauptberuflich
00:32:24: machen würden oder verfolgen könnten, wenn sie wollten.
00:32:28: Da wir ja das Problem kennen mit dem Geld und es gibt eigentlich Funds,
00:32:32: die einen finanzieren können, aber das ist auch immer begrenzt mit der Projektarbeit.
00:32:36: Aber ich glaube, dass irgendwie eine gute Idee ist, so eine Mischung zu fahren.
00:32:41: Also vielleicht, wenn man sich das erlauben kann, freiwillig zu sein,
00:32:45: ein paar Aufträge abzunehmen und dann aber auch immer mal wieder seine eigenen Projekte umzusetzen.
00:32:49: Weil vielleicht können, also wir sehen es ja im Prototyp Fund,
00:32:52: manche gehen auch einfach dann oder fangen dann an,
00:32:55: nach unserer Förderung an einer Leine zu gehen, zu laufen und Finanzierung kommt
00:33:00: rein und das würde ich mir eigentlich für alle wünschen,
00:33:02: aber da haben wir halt das strukturelle Problem, über das wir jetzt mal sprechen,
00:33:07: was wir alle gut kennen, was auch alle ZuhörerInnen wahrscheinlich gut kennen, aber ja.
00:33:11: Ja und ich glaube, das ist jetzt nochmal so ein Zeitpunkt, wo man dann nochmal
00:33:14: so ein shameless self-blog machen kann, wie man das so schön sagt.
00:33:17: Wir haben eine Finanzierungsmöglichkeit, um eben neben seiner hauptberuflichen
00:33:21: Tätigkeit oder oder freiberuflichen Tätigkeit als Entwickler in,
00:33:25: ist es halt möglich über den Prototype Fund sich diese andere Zeit auch bezahlen zu lassen,
00:33:30: wenn man also, wenn ihr da draußen Ideen habt für Software, für Open-Source-Software,
00:33:34: die ihr gerne umsetzen wollt, wo euch aber immer die Zeit oder die finanziellen
00:33:39: Mittel gefehlt haben, dann schaut mal auf prototypefund.de vorbei.
00:33:43: Wir haben immer zweimal im Jahr einen Call, wo ihr euch bewerben könnt und dann
00:33:49: könnt ihr vielleicht eure Ideen in einen Prototypen umsetzen.
00:33:55: Das war die letzte Folge unserer Staffel Up and Coming. Vielen Dank fürs Zuhören.
00:33:58: Wenn ihr mehr über uns erfahren wollt, über unsere Projekte,
00:34:01: die wir schon gefördert haben, oder wann wir die nächsten Projekte fördern,
00:34:04: wie so eine Förderung aussieht, dann findet ihr alle Informationen dazu auf prototypefund.de.
00:34:09: Wenn ihr sonst keine Neuigkeiten von uns verpassen wollt, dann abonniert unseren
00:34:12: Newsletter. Da posten wir Jobangebote, neue Podcast-Folgen, Blog-Posts,
00:34:19: also alles Mögliche, was wir auch im Internet gefunden haben,
00:34:21: was irgendwie interessant für die Community ist.
00:34:23: Ansonsten könnt ihr uns auch auf Mastodon folgen und auf Twitter.
00:34:27: Und die Links dazu und auch zu allen anderen Dingen, die wir angesprochen haben,
00:34:30: findet ihr wie immer unten in den Shownotes.
00:34:31: Genau. Außerdem freuen wir uns über Bewertungen, wenn euch dieser Podcast gefallen
00:34:36: hat und auch über Feedback.
00:34:39: Weil das ist schon die zweite Staffel, die wir zusammen so gestaltet haben.
00:34:42: Und falls euch irgendwas aufgefallen ist, falls euch was positiv aufgefallen
00:34:47: ist, negativ, schreibt uns eine E-Mail, gibt uns Feedback.
00:34:49: Wir freuen uns riesig darüber, weil wir machen den Podcast für euch und ihr
00:34:54: seid wichtig für uns als ZuhörerIn. Deswegen brauchen wir euer Feedback.
00:34:58: Und wenn es euch so gut gefallen hat, dass ihr anderen davon erzählen wollt,
00:35:01: dann freuen wir uns natürlich sehr, wenn ihr weiter sagt, dass es diesen Podcast
00:35:04: gibt und so noch ein paar anderen Menschen Zugang zu diesen Gesprächen bietet.
00:35:08: Genau. Dann war's das von uns für diese Staffel.
00:35:12: Bis zum nächsten Mal. Mal sehen. Auf Wiedersehen und Tschüss. Tschüss.