00:00:00:
00:00:11: Hi und herzlich willkommen zum Public Interest Podcast. Ich bin Veli.
00:00:14: Und ich bin Yoram. Hallo. Wir arbeiten beide beim Prototype Fund. Und in dieser aktuellen Staffel und Folge vom Public Interest Podcast geht es um die Menschen um und hinter Public Interest Tech Projekten.
00:00:27: Ja, in dieser Folge soll es um die Förderung gehen.
00:00:30: Um die Förderung, eigentlich um die Geförderten, nicht um die Förderung. Es geht um die Menschen, die wir fördern, die gefördert werden, die Förderung brauchen. Wir können über nichts besser sprechen als über Förderung von Open Source.
00:00:41: Und ich dachte mir, an dieser Stelle ist ein guter Punkt, um mal so ein bisschen zu beschreiben,
00:00:45: wie der Prototype Fund funktioniert, wie wir Förderung verteilen.
00:00:49: Ja, wie bewirbt man sich denn eigentlich beim Prototype Fund um Förderung?
00:00:53: Man achtet erstmal darauf, wann die Bewerbungsfristen sind,
00:00:57: und da werden die Bewerbungszeitraum öffnet. Das wäre jetzt der nächste am 1. Februar.
00:01:02: Und der ist dann offen bis April. Und dann reicht man seine Bewerbung ein.
00:01:07: Und was passiert dann?
00:01:09: Wenn man seine Bewerbung erfolgreich eingereicht hat, alle Fragen beantwortet hat, sehr verständlich, detailliert und in Sprache, die jeder verstehen kann, dann gehen die Bewerbungen zu einer unabhängigen Jury,
00:01:20: werden ausgewertet und dann wird ein Fördervorschlag ans BMBF geschickt.
00:01:26: Und dann weiß ich dann, ob ich erfolgreich war mit meiner Bewerbung.
00:01:28: Das passiert circa zwei Monate danach. Also ich würde sagen, Wir haben auch eine Timeline auf unserer Homepage, die kann sich hier da anschauen. Das wäre dann in dem Fall Anfang Juni, dass du Bescheid wüsstest, ob dein Frick angenommen worden ist oder nicht.
00:01:41: Und dann kann ich bald darauf auch dann loslegen.
00:01:43: Genau, dann gibt es noch einige administrative Sachen, die erledigt werden müssen. Und wenn das alles durch ist, dann fängt im September die Zeit an, in der man sechs Monate lang einen Prototypen entwickeln darf, also coden darf und gefördert wird.
00:01:56: Und was kriege ich dann eigentlich?
00:01:58: Genau das Wichtigste, ihr könnt bis zu 47.500 Euro Förderungsbaumes erhalten, in Teams auch.
00:02:05: Zusätzlich gibt es außerdem Coachings, unter anderem zu Themen wie zum Beispiel UX Design, wir auch schon in einer anderen Folge gesprochen haben und außerdem die Möglichkeit sich mit
00:02:14: Communities in Verbindung zu setzen und generell zu vernetzen. So viel also zu unserem Prototype Fund und wie man hier eigentlich eine Förderung bekommt. Wir haben aber auch noch ein kleines Gespräch geführt in dieser Folge und ich hatte die Möglichkeit mit Friedrich Lindenberg zu,
00:02:30: sprechen. Er ist Software Entwickler und Open Data Aktivist, arbeitet daran BürgerInnen und JournalistInnen Zugang zu öffentlichen Daten zu geben und er baut Werkzeuge für investigativen JournalistInnen für die Arbeit gegen Korruption. Leider klingt das Interview aus technischen nicht ganz optimal. Das tut uns leid. Wir wünschen euch aber trotzdem viel Spaß damit.
00:02:50: Und die erste Frage, die Jeroen ihm gestellt hat, war, welche Bedeutung hat öffentliche Förderung für Public Interest Tag und Open Source Software?
00:02:57: Also ich finde das extrem wichtig, dass man damit verschiedenen Nachhaltigkeitsmodellen experimentiert. Es gibt irgendwie diese Idee von Open Source Software und dafür gibt es natürlich eine, ich sag mal, Corporate Idee, in der einfach große Unternehmen teiligere,
00:03:10: Codefaces freigeben und dann kann das nachgenutzt werden. Aber es ist ja auch super spannend,
00:03:14: einfach zu gucken, können wir nicht Dinge schaffen, die immer als Open Source laufen,
00:03:18: und da brauchen wir natürlich irgendwann früher oder später auch die Möglichkeit, das ein bisschen gefördert zu machen. Das kann nicht nur alles am Wochenende passieren,
00:03:24: gerade wenn es irgendwie am Ende von Leuten genutzt werden soll,
00:03:27: wie meinetwegen Journalisten, die dann darauf ihren Arbeitsalltag aufbauen.
00:03:31: Und deshalb finde ich das ein extrem wichtiges Thema.
00:03:34: Du wurdest ja mit zwei Projekten, Story, Web und Open Sanctions gefördert, also auch vom Prototype Fund. Worum geht es denn in diesen beiden Projekten?
00:03:42: Was ist das für ein Projekt, das offensichtlich zu anfangen ist?
00:03:42: Vielleicht offensichtlich zu anfangen, das ist ein Projekt, das sammelt quasi Sanktionsdaten und Daten über Personen des öffentlichen Interesses
00:03:48: von verschiedenen öffentlichen Quellen ein und konsolidiert die in einen Datensatz.
00:03:53: Das kommt so ein bisschen aus der Arbeit mit Journalisten.
00:03:55: Stell dir vor, zum Beispiel du hast die nächsten Panama Papers,
00:03:58: hast dann dort unheimlich viele Millionen und Millionen von E-Mails
00:04:01: und willst gucken, welche dieser E-Mails muss ich jetzt als Analyst irgendwie angucken,
00:04:05: muss ich lesen.
00:04:06: Dann brauchst du quasi Listen von Personen,
00:04:08: die interessant wären, wenn sie in diesem Datensatz vorkommen.
00:04:11: Und das war sozusagen mein ursprünglicher Ansatz. Hey, wir brauchen eigentlich mehr Listen darüber,
00:04:16: welche Personen wirklich im öffentlichen Interesse stehen.
00:04:20: Und Open Sessions sammelt quasi solche Listen als Kontrastmaterial,
00:04:23: dass man dann anwenden kann auf Leaks, auf andere öffentliche Register,
00:04:27: zum Beispiel Firmeneigentumsdatenbanken als Rechercheansatz.
00:04:31: Und macht das auch noch für andere Nutzer dann verfügbar.
00:04:36: StoryWeb baut darauf auf und fragt sozusagen,
00:04:40: okay, wenn du jetzt diese Liste hast von Figuren,
00:04:42: die auf den öffentlichen Datenbanken erwähnt werden,
00:04:44: dann ist es nur ein Teil. Es gibt nämlich noch ganz viele andere Figuren, die auch wichtig sind, die aber gar nicht in strukturierten Daten vorliegen, sondern die findest du nur, indem du die journalistische Reportage dann wieder als Datensatz selber benutzt,
00:04:58: daraus die Namen von diesen Akteuren extrahierst und dann sozusagen versuchst manuell nachzubauen, das hier ist das Akteursnetzwerk,
00:05:06: und das sind die Akteure, die deren Zentral sind, also zum Beispiel ein Beispiel wäre der Wirecard-Skandal,
00:05:12: wo man halt irgendwie die Wirecard hat, die Wirecard-Bank, aber dann natürlich irgendwie diese ganzen ganzen Operator, sei es irgendwie Aghan Masaleq oder sei es irgendwie die Leute, mit denen er dann in der ganzen Welt zusammengearbeitet hat.
00:05:25: Und natürlich ist das unheimlich interessant für den Journalismus, finde ich, wenn man,
00:05:30: versucht, das Wissen, was in Journalismus drin steckt, als strufrierte Daten wieder zugänglich zu machen.
00:05:34: Hättest du die Projekte auch gegeben, hättest du keine öffentliche Förderung dafür bekommen?
00:05:39: Das Lustige bei Open Sanctions ist, dass ist das wissenschaftlich sozusagen erforscht worden.
00:05:44: In dem Sinne, dass es gab mehrere Versuche, das Projekt irgendwie ohne Förderung loszutreten.
00:05:50: Einmal so als Wochenendprojekt. Und da kam so genau das raus, was bei so einem Wochenendprojekt rauskommt, nämlich irgendwie etwas, was teilweise so ein bisschen funktioniert hat, aber was zum Beispiel nicht regelmäßig sich geupdatet hat,
00:06:04: was irgendwie nicht ordentlich dokumentiert war, was also letztendlich zu schlecht war, um es in der richtigen Nutzung einzusetzen.
00:06:12: Dann gab es lustigerweise noch den Versuch von mehreren philanthropischen Organisationen, also privaten Geldgebern, so ein Projekt hochzuziehen. Und dabei sind dann letzten Endes aber nur so Policy-Memos entstanden.
00:06:25: Also es gibt irgendwie ein 170-seitiges Dokument darüber, warum man das mal machen sollte, was dann aber nur als PDF-Datei irgendwo rumliegt,
00:06:33: anstatt dass es irgendwie am Ende laufender Code ist, den man als Journalist oder als Aktivist wirklich nutzen kann.
00:06:39: Das heißt, da hat es uns dann glaube ich echt bewährt, dass dann beim Prototype fand die Möglichkeit bestand, ohne allzu große Debatte einfach mal so ein Budget zu kriegen damit zu experimentieren und was zu machen, was am Ende läuft.
00:06:51: Kern des Prototype Funds ist es ja, Anschubfinanzierung zu machen, also eben den Anfang von so einem Projekt zu fördern. und jetzt gibt es die Projekte ja schon ein bisschen. Wie finanzieren die sich denn heute?
00:07:00: Also das Spannende an Open Sanctions ist sozusagen, dass diese Daten einerseits für Journalisten und Aktivisten interessant sind, andererseits aber auch einen Nutzen haben, zum Beispiel wenn du in der Finanzindustrie unterwegs bist und du willst zum Beispiel gucken,
00:07:14: hey, sind irgendwelche von den Figuren, die ich gerade einen Bankkonto anbiete, auf einer Sanktionsliste erwähnt?
00:07:20: Oder wenn du irgendwie Kunsthändler bist oder Immobilienmakler und sagst, okay, da kommt jemand, der hat so eine große Plastiktüte voll mit Geld,
00:07:28: Soll ich dem jetzt wirklich ein Haus verkaufen oder ein Kunstwerk,
00:07:32: oder muss ich da eventuell nochmal gucken, dass das nicht am Ende gestohlenes Geld ist?
00:07:36: Und deshalb hat sich bei Open Sanctions jetzt sozusagen ein kommerzielles Nachhaltigungsmodell entwickelt.
00:07:41: Die Daten liegen quasi auf der Basis einer Non-Commercial-Lizenz vor,
00:07:46: das heißt alle Leute, die das Zeug für Non-Profit-Zwecke nutzen, dürfen es gratis nutzen.
00:07:51: Aber wenn man es sozusagen in den Geschäftsprozess einbinden will, dann soll man quasi an das Werk eine Lizenzgebühr entrichten.
00:07:57: Und dadurch wird das mit mittlerweile zu einem richtig nachhaltigen und dauerhaft betriebenen Projekt.
00:08:01: Und ich hoffe, dass StoryWeb dann das zweite Projekt, da sich ein Pflegen kann oder quasi sozusagen ein Kompliment bilden kann,
00:08:08: einen zweiten Datensatz, der ähnlich dann auf zwei unterschiedliche
00:08:11: Weisen genutzt werden kann.
00:08:13: Das ist interessant. Das heißt, ihr habt also ein Geschäftsmodell aus diesem Prototypen gemacht und das hat funktioniert. Gäbe es denn auch andere Finanzierungsmöglichkeiten, um sowas anzuschieben?
00:08:24: Aus deiner Erfahrung, da könnte man zum Beispiel zu einer Stiftung hingehen oder über Crowdfunding
00:08:29: so was finanzieren?
00:08:30: Auf jeden Fall. Also ich glaube, Crowdfunding, dafür ist das vielleicht
00:08:32: ein bisschen zu esoterisch, das Thema. Aber so eine Stiftung wäre das
00:08:37: sehr interessant. Das Problem da ist halt wirklich so die langfristige der Regelbetrieb sozusagen.
00:08:42: Ich glaube Stiftungen haben auch immer so ein bisschen den Anreiz, dass sie halt dann sagen,
00:08:46: hey, dieses Jahr interessieren wir uns für Fake News, nächstes Jahr interessieren wir uns für AI,
00:08:49: übernächstes Jahr interessieren wir uns nur noch für das und das. Und deshalb erforsche ich sozusagen gerade diese kommerzielle Nachnutzung, weil sozusagen nachdem jemand einmal Open
00:08:59: Sanctions gekauft hat, will diese Person oder diese Firma, dass das Produkt kontinuierlich so weiter geht. Das heißt, da habe ich sozusagen die Möglichkeit, was wirklich in den Regelbetrieb zu
00:09:09: überführen, statt mich irgendwie von Prototyp zu Prototyp zu hangeln.
00:09:13: Nachhaltigkeit ist auch so ein Thema, was mich immer sehr interessiert. Und da habe ich mich gefragt, wie ist es denn aus deiner Sicht? Ist so eine öffentliche Förderung so richtig nachhaltig? Also ist es ein Anschub hin zu einem nachhaltigen Projekt?
00:09:26: Oder ist es eher so ein Hindernis, weil man eben diese Fragen zur Nachhaltigkeit
00:09:30: nach hinten verschiebt? Wenn man sich nicht Gedanken zu einem Geschäftsmodell
00:09:32: machen muss, dann kann man ja erst mal öffentliche Förderung nehmen. Das ist ganz gut. Dann findet man nachher vielleicht noch eine andere Förderung. Aber man muss sich nie Gedanken machen, ob das Projekt jetzt trägt.
00:09:42: Wie siehst du das?
00:09:43: Also ich würde es vielleicht ein bisschen vergleichen mit so riesigen Kapitalen in der Privatindustrie. Da gibt es ja auch irgendwie die Möglichkeit, sich erstmal Geld zu besorgen und dann für zwei Jahre irgendwas zu machen.
00:09:53: Und es gibt hier irgendwie kein Konzept, bei dem man jetzt von vornherein einfach sagen
00:09:59: kann, ah, das ist total sinnvoll, wichtig und hier ist irgendwie eine Gruppe von Leuten,
00:10:04: die mir jetzt davon ab sofort ausreichend Geld gibt, um es zu machen. Das heißt, selbst in der Industrie macht man nichts anderes.
00:10:12: Und was ich halt spannend finde an öffentlicher Förderung ist,
00:10:14: dass sie sozusagen ein bisschen offen lässt, wie es am Ende weitergeht.
00:10:17: Also bei Risikokapital ist es natürlich immer gleich vorgegeben,
00:10:21: ah, die Person, die das dann am Ende gegeben hat, das Kapital,
00:10:25: will am Ende zehnmal, hundertmal so viel Geld wieder rauskriegen. Ich finde bei der öffentlichen Förderung, da kann es dann ja andere Ausgänge geben,
00:10:32: nämlich entweder, hey, das Projekt war eigentlich gar nicht sinnvoll
00:10:34: und wir hören jetzt einfach auf, was ja auch ein total gutes Erkenntnisding ist,
00:10:38: wenn es dann ordentlich dokumentiert wird.
00:10:41: Zweitens, hey, das Ding ist sinnvoll und es konnte daraus angeschleppt werden, okay.
00:10:45: Drittens, hey, das Ding ist sinnvoll und es kann irgendwie anders betrieben werden.
00:10:48: Sei es jetzt über Spenden, sei es jetzt über kontinuierliche Förderung,
00:10:53: sei es über einfach nur, da musste zu Anfang was Großes gebaut werden
00:10:58: und danach kann es eventuell als Wochenende-Projekt weitergehen.
00:11:01: Und das finde ich eigentlich ganz cool, insofern würde ich es fast als Risikopitalplus irgendwie sehen.
00:11:06: Also gleicher Versuch, aber ohne den Ausgang festzulegen.
00:11:11: Und wie siehst du die Herausforderungen bei öffentlicher Förderung von Public Interest Tech, was die Entscheidungsfindung angeht? Also wer sind die Leute, die entscheiden, was gefördert wird und von wem kommt das Geld?
00:11:23: Kann das gerade so im Bereich Journalismus oder aktivistische Technologien,
00:11:28: kann es da ein Problem geben?
00:11:30: Ich glaube, es ist gut, wenn das Leute sind, die so ein bisschen aus der Community kommen und die so ein bisschen einen Eindruck haben, was auch schon mal versucht wurde. Es gibt einfach immer, wenn du über Civic Tech gehst, glaube ich, so Ideen, die klingen super gut und die klingen so, als müssten die unbedingt passieren.
00:11:44: Und dann am Ende wurden sie schon siebenmal versucht und klappen einfach nicht.
00:11:49: Also für mich ist so die zentrale Idee, wir brauchen GitHub für Daten. Das wurde mittlerweile, glaube ich, so hundertmal probiert und es hat nie wirklich geklappt.
00:12:00: Insofern, da gibt es einfach so ein bisschen Erfahrungswissen, was wahrscheinlich gut wäre, in der Jury zu haben.
00:12:03: Ansonsten natürlich ist die große Frage, wie kommt man irgendwie an neue Gruppen ran,
00:12:07: die sich sonst nicht trauen würden, da zu fragen, und kann man da auch irgendwie,
00:12:11: die Jury oder die Entscheidungsgremien benutzen, um an solche Gruppen ranzukommen.
00:12:18: Gibt es etwas, was sich aus deiner Sicht an bestehenden Förderstrukturen ändern muss?
00:12:22: Also ich glaube, der große Elefant im Raum ist da der öffentlich-rechtliche Rundfunk.
00:12:28: Wir haben irgendwie diese Struktur, die genau darauf ausgelegt ist,
00:12:33: in relativer Staatsferne öffentliche Informationen bereitstellen zu wollen.
00:12:38: Das sind was, irgendwie sieben, halb acht Milliarden Euro im Jahr,
00:12:42: die da bundesweit investiert werden.
00:12:44: Und natürlich finde ich das immer noch eine Frage, die wir längst adressiert haben sollten,
00:12:50: inwiefern das auch für den Aufbau digitaler Gärten genutzt werden kann.
00:12:54: Also irgendwie digitale Orte, die nicht kommerziell betrieben werden.
00:12:58: Also ein Teil des Rundfunkbeitrages geht in eine Art Digitalisierung oder digitale Angebote, die.
00:13:06: Ja, genau. Also, dass man sagt, okay, es gibt irgendwie im öffentlichen Rechnung Grundfunk die Nachrichtensendungen, die bekommen die.
00:13:12: Dann gibt es das Traumschiff, das ist irgendwie Teil der Altersvorsorge
00:13:14: und das muss es auch geben. Aber es kann nicht alles Altersvorsorge sein, sondern es muss auch irgendwie zeitgerecht,
00:13:20: eben in digitale Commons investiert werden. Und ich finde, da sollte halt irgendwie ein bisschen über diese ursprüngliche Rundfunkidee
00:13:29: rausgedacht werden und die Frage gestellt werden, was sind eigentlich wirklich die
00:13:33: Informationsangebote oder die Informationsstrukturen, die wir brauchen in der Öffentlichkeit,
00:13:37: die durch öffentliche Finanzierung ganz gut sichergestellt werden könnten.
00:13:42: Also ein Beispiel, das jetzt total blöd und ich weiß auch gar nicht, ob es die richtige Ansatz wäre.
00:13:47: Aber warum kann ich kein öffentlich-rechtliches E-Mail-Postschaf haben in Deutschland?
00:13:52: Also einfach, das ist ja irgendwie eine Basisleistung, die ich als Bürger irgendwie im 21. Jahrhundert garantiert brauche.
00:13:59: Und es gibt unheimlich viele kommerzielle Angebote, aber warum sollten die nicht konkurrieren müssen
00:14:03: mit einem öffentlich-rechtlichen Angebot, in dem ich einfach spionagefreie E-Mail irgendwie bekomme
00:14:09: Und dann muss Google nachweisen, warum sie es besser macht.
00:14:12: Ja, das ist sehr interessant auf diese Weise quasi, was wir immer Public Interest Tech nennen, also Technik zum Allgemeinwohl zu fördern. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.
00:14:24: Für mich war das immer quasi so sehr top down auf einer Ministeriumsebene oder aus quasi
00:14:30: anderen öffentlichen Töpfen.
00:14:31: Und da ist halt dieser öffentlich-rechtliche Rundfunk so eine Parallelstruktur dazu, die eben anders funktioniert, aber dadurch vielleicht auch echt Chancen öffnet.
00:14:41: Wie sieht denn für dich die Zukunft von Public Interest Tech aus? Glaubst du, dass es mehr
00:14:46: öffentliche Förderung geben wird oder sollten sich da auch noch andere Finanzierungsmodelle
00:14:49: etablieren? Also ich denke da zum Beispiel auch daran, dass zum Beispiel große Softwareunternehmen
00:14:54: investieren können in den Sektor, in dem sie eben bestimmte Open Source Projekte gezielt fördern,
00:14:59: ohne ein konkretes Profitinteresse daran zu binden. Ist das etwas, was du für die Zukunft
00:15:04: Siehst oder ist es etwas, was du eher kritisch bewerten würdest?
00:15:07: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass Unternehmen die wesentliche Teile ihres Geschäfts auf Open Source aufbauen, dass die sozusagen eine verlässliche Rolle dann auch in der Förderung dieser Güte übernehmen.
00:15:22: Das hatte ja irgendwie vor ein paar Jahren dann seinen großen Aufschrei-Moment,
00:15:28: als irgendwie gerade um Open SSL dann auf einmal klar wurde, dass Teile von kritischer Infrastruktur einfach komplett ungewartet waren
00:15:38: und irgendwie komplett an Ressourcenmangel quasi verstorben sind.
00:15:41: Ich glaube, seither haben sich viele Leute darüber Gedanken gemacht und es gibt viele coole Konzepte.
00:15:46: Es gibt ja diese Fonds, die dann quasi sammeln,
00:15:49: wo dann irgendwie Google eine Million reinmacht und IBM eine Million reinmacht und so weiter und so fort,
00:15:54: und jetzt dann ausgeben. Aber ich glaube, das kann immer noch irgendwie organisierter werden,
00:15:59: um da irgendwie sicherzustellen, dass es eine super gute Governance gibt,
00:16:03: dass das dann sozusagen nicht bedeutet, dass irgendwie diese Tech-Konzerne gleich auch,
00:16:07: den Einfluss über alle bisher unabhängigen Open-Source-Projekte übernehmen.
00:16:12: Und dann natürlich auch irgendwie so ein bisschen da so einen Innovationsfaktor wieder
00:16:18: reinzubringen. Also eines ist die Frage, wie kann man irgendwie SSL-Bibliotheken langfristig verwalten?
00:16:24: Aber es ist auch irgendwie eine Frage, wäre es nicht sinnvoll, wenn dann aus diesen Töpfen
00:16:27: noch ein bisschen die Möglichkeit besteht für einen Entwickler oder eine Entwicklerin
00:16:30: zu sagen, hey, ich habe hier eine coole neue Idee und möchte mich jetzt auch da mal irgendwie,
00:16:36: darum bewerben, dass ich dafür ein halbes Jahr Zeit kriege oder so, um das auszuprobieren.
00:16:41: Hast du Tipps für Leute, die sich um öffentliche Förderung bewerben möchten? In welche Richtung die sich vielleicht orientieren sollen oder was so Stolpersteine sind, die man gerade am Anfang, wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat, über die man eben stolpern
00:16:54: kann, wenn man öffentliche Gelder einwerben möchte.
00:16:57: Ich glaube, es gibt überraschend viele Töpfe, wenn man mal so ein bisschen auf die Suche geht, sei es jetzt auf der deutschen Ebene, auf der EU-Ebene. Ich glaube, auch in vielen
00:17:06: Ministerien in Deutschland gibt es so kleine Programme, die irgendwie eine Förderung für
00:17:10: gewisse Zwecke vorsehen. Das heißt, da lohnt es sich auch irgendwie vielleicht so ein bisschen
00:17:14: wegzugucken von den Dingen, die technologiemäßig gedacht sind, hin zu den Dingen, die irgendwie
00:17:20: gedacht sind, hey, wie können wir irgendwie den demografischen Wandel bewältigen? Und,
00:17:26: Ich glaube, da kann man viel bewirken.
00:17:29: Was historisch irgendwie ganz gut geklappt hat, sind so EU-Projekte,
00:17:33: in denen es dann 14 Teilnehmer gibt, so große Konsortionsprojekte. Da kann man sich eigentlich ganz gut als Kleiner aktuell ranhängen und sagen,
00:17:40: ich bin jetzt der 14. Teilnehmer von diesem EU-Projekt,
00:17:43: und bekomme sozusagen ein Budget, das in diesem Forschungsprojekt-Rahmen irgendwie nichts ist, aber für so ein kleines Team an Open-Source-Entwicklern
00:17:51: eigentlich wenn wirklich etwas Wesentliches ist.
00:17:55: Und dann gibt es halt auch, ich weiß nicht immer, was ich davon halte,
00:17:59: aber es ist ein Riesenmarkt. Es gibt halt auch unheimlich viel Innovationsgelder in der Entwicklungszusammenarbeit. Das heißt, es gibt unheimlich viel irgendwie Möglichkeiten, dort an Innovationsförderung zu kommen,
00:18:11: die es lustigerweise irgendwie so in der inländischen Förderung eigentlich gar nicht so sehr gibt.
00:18:16: Aber ja, das ist natürlich eine Frage.
00:18:18: So zeigen jeder, jeder Cent Entwicklungsgeld, der von Deutschland nach Deutschland vergeben wird, ist ja eigentlich ein Schalter in der Politik. Insofern ein bisschen komplexer.
00:18:26: Vielen Dank. Zum Schluss habe ich noch die Frage, wo können Menschen denn mehr über dich erfahren und deine Arbeit?
00:18:33: Also ich heiße Poodle im Internet und man findet mich auf Poodle.org oder einfach auf OpenSanctions.org, die mein Interesse an dem Projekt hat.
00:18:42:
00:18:45: Vielen Dank an Friedrich Lindenberg für das Gespräch. Ich fand es sehr interessant. Wir haben ja schon ein bisschen darüber gesprochen, was wir hier beim Prototype Fund machen, aber wir wollten natürlich auch wissen, was das für die Menschen bedeutet, die diese Förderung erhalten haben.
00:18:57: Und deswegen haben wir ein paar Leute gefragt, wo denn ihre Projekte wären, wenn sie keine öffentliche Förderung dafür bekommen hätten.
00:19:04: Und als erstes hören wir Philipp Steimel, den haben wir auch schon in anderen Folgen gehört. Er ist Teil des Teams rund um Open Theater und auch von ihm wollten wir wissen,
00:19:13: wo sein Projekt wäre, ohne Förderung vom Prototype-Fund.
00:19:16: Ohne die Förderung des Prototype Funds würden viele, viele meiner Projekte heute gar nicht erst existieren.
00:19:22: Die gleiche Frage haben wir auch Payowu gestellt.
00:19:24: Ich glaube, meine Projekte hätte es ohne öffentliche Förderung nicht gegeben. Zumindest nicht in der Form, wie sie am Ende entwickelt wurden. Weil da einfach die Zeit gefehlt hätte, so viel Aufwand auch reinzustecken.
00:19:39: Also ein halbes Jahr tatsächlich mit einem Vollzeitequivalent dran zu arbeiten,
00:19:43: bringt einfach viel mehr als lange Zeit, das nebenbei in der Freizeit zu machen.
00:19:48: Dazu haben wir auch noch Eileen gefragt und Eileen sagt folgendes.
00:19:52: Das Projekt würde gar nicht existieren. Punkt. Also es war ein Proof of Concept, das wirklich nur durch den Prototype Fund ermöglicht wurde. Und ich hätte auch sowieso sonst nie den Freiraum gehabt, mich mit Local First Technologien auseinanderzusetzen.
00:20:06: Also das war absolut wichtig und schön, dass wir die Zeit hatten, daran zu arbeiten.
00:20:13: Ja, darum ist das was, was kann ich aus dieser Folge ziehen.
00:20:15: Ich glaube, was wir gelernt haben und jetzt schon vielfach gehört haben, ist, dass öffentliche Förderung einen großen Unterschied macht. Diese Anschubfinanzierung, die jetzt speziell bei uns zu finden ist, aber auch andere öffentliche Förderung, unabhängig vom Prototype Fund,
00:20:30: macht einen großen Unterschied bei der Umsetzung von verschiedenen Public Interest Projecten, die es teilweise so nicht gegeben hätte oder die ganz andere Geschäftsmodelle hätten aufgreifen müssen, die dann eben einen Einfluss gehabt hätten darauf was sie entwickeln.
00:20:44: Man sieht aber auch, dass der Bedarf für mehr Förderung auf jeden Fall da ist. Definitiv 100 Prozent. Also anders geht es nicht, sonst bekommen wir einfach nicht mehr Open Source rein.
00:20:54: Und das ist auch ein Bedürfnis, dass ich auf jeden Fall hoffe, was wir irgendwie in der Zukunft erfüllen können.
00:20:59: Ja und ich finde es irgendwie auch schön, dass so viele tolle Projekte entstanden sind,
00:21:04: obwohl es quasi schwierig ist, vernünftiges Funding reinzukriegen für ihre Projekte. Ich denke auch, was wichtig ist, dass private Filme sich auch wirklich beteiligen sollten an Förderungen von Open Source.
00:21:17: Sie profitieren davon einfach auch.
00:21:19: Es wäre schön und ich glaube vor allem auch in Deutschland ist dieses Thema Open Source Public Interest Tag noch so ein bisschen sehr nischig.
00:21:26: Und da wäre es halt schön, wenn in Deutschland noch mehr passiert.
00:21:30: Aber wir sehen ja, es verändern sich ja schon Sachen.
00:21:32: Wir sehen halt, dass sich was verändert. Es wächst zwar langsam, aber es wächst. Und ein anderer Punkt, der, glaube ich, immer wieder genannt wurde, ist halt dieses Thema der Nachhaltigkeit. Also wie schaffen wir es aus solchen Anschubfinanzierungen oder eben befristeten Finanzierungen,
00:21:46: nachhaltig diese Software zu unterstützen? Und auch da, glaube ich, braucht es einfach noch neue Konzepte, neue Ideen und im letzten Instanz auch immer mehr Geld, um das eben möglich zu machen.
00:21:57: Ja, damit haben wir unsere Staffel abgeschlossen. Es war wirklich sehr schön. Ich hoffe, dass die Zuhörerinnen es auch genossen haben, so sehr wie wir.
00:22:09: Die nächste Staffel kommt dann in einem halben Jahr.
00:22:12: Wenn ihr Themenvorstöge habt, liebe Zuhörerinnen, schreibt uns doch einfach gerne bei Mastodon einfach eine DM oder so. Hey, das und das will ich voll gerne hören nächstes Mal, weil das ist auch für die Community.
00:22:23: Wir wollen euch repräsentieren, wir wollen, dass es für euch interessant ist, wir wollen euch zuhören.
00:22:29: Genau, wenn ihr Ideen habt, immer her damit und vor allem auch gerne Feedback zu dieser Staffel. Das war für uns beide auch ein kleines Experiment.
00:22:37: Genau, wir haben das einfach mal ausprobiert und dementsprechend freuen wir uns natürlich über Feedback dazu.
00:22:44: Was hat euch gefallen, was hat euch nicht gefallen, wo könnten wir noch was besser machen? Das ist immer schön.
00:22:49: Und ansonsten bleibt uns nur zu danken den vielen, vielen verschiedenen Menschen, mit denen wir sprechen durften. Vielen Dank, dass ihr uns eure Einsichten in das sehr komplexe Thema Public Interest Tech geliefert habt.
00:23:04: Das war auch für uns immer wieder spannend und ich glaube wir haben beide viel gelernt dabei.
00:23:09: Ja und damit lasst sich nur noch sagen, dass wenn es euch gefallen hat, dann folgt uns auf Mostodun, Twitter, besucht unsere Homepage, abonniert unser Newsletter, der erscheint alle zwei Monate.
00:23:18: Da verpasst ihr nichts. Und falls euch diese Staffel gefallen hat oder irgendwie auch nur diese Folge, dann lasst gerne eine Bewertung da,
00:23:25: auf welcher Plattform auch immer ihr diesen Podcast hört.
00:23:28: Und damit verabschiede ich mich, ich bin Feli.
00:23:30: Ich bin Joram und auf Wiederhören.
00:23:32: Auf Wiedersehen, auf Wiederhören!
00:23:36: